Fachwissenschaftlich-biologische Aspekte

Mit der Einführung des Bachelorabschlusses geht in vielen naturwissenschaftlichen Studiengängen auch eine Verkürzung der allgemeinen Studiendauer einher. Dadurch fehlt in der universitären Ausbildung Zeit, die für das Erlernen, Einüben und Vertiefen der praktischen wissenschaftlichen Arbeit wichtig ist. Unsere Exkursion ist geeignet, diese Lücke zu schließen und kann sowohl eine spätere Studien- und Berufswahl unterstützen als auch bei der Ausbildung folgender Kompetenzbereiche helfen:

  • Planung, Durchführung und Auswertung naturwissenschaftlicher Experimente, unter empirischer Sammlung der Ergebnisse
  • Auswertung gewonnener Daten und Vergleich mit bereits in fachliterarischen Quellen dokumentierten Erkenntnissen
  • Einarbeitung in die Benutzung von fachspezifischen, technischen Produkten zur Durchführung und Auswertung naturwissenschaftlich-biologischer Experimente
  • Kommunikation und Korrespondenz mit externen Partnern und einer interessierten Öffentlichkeit

Die Schülerinnen und Schüler werden im Verlauf der Projektwoche sowohl im Team als auch einzeln mit verschiedenen fachspezifischen Aufgaben betraut. Der thematische Schwerpunkt liegt dabei im Bereich der morphologischen und ethologischen Forschung, also der Erforschung von Form und Struktur sowie der Verhaltensforschung von Organismen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertiefen ihre zuvor in der Schule erworbenen grundlegend notwendigen Fertigkeiten, wie z.B. das Mikroskopieren, und erhalten zugleich die Möglichkeit mit sehr modernem technischem Equipment wissenschaftlich valide Forschungsexperimente zu gestalten.

Im Rahmen der meeresbiologischen Exkursion beschäftigen sich die jungen Forscher täglich mehrere Stunden mit der Durchführung und Auswertung ihrer Experimente. Das wissenschaftliche Arbeiten ist der wesentliche Aspekt der Schulfahrt. Zur Unterstützung stehen den Schülerinnen und Schülern qualifizierte Betreuer zur Seite, sie haben Zugang zu Standardwerken der Fachliteratur und können ihre Daten digital auf eigenen Laptops festhalten.

I. Naturschutzmaßnahmen

Im Rahmen unserer Untersuchungen versuchen wir direkten Nutzen für den Schutz und den Erhalt der örtlichen Flora und Fauna abzuleiten. Die Beobachtungen der letzten Jahre haben ergeben, dass der Artenreichtum innerhalb der Bucht von Kosirina in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen hat. Pflanzen- und Tierwelt sind gleichermaßen stark betroffen.

Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass selbst anspruchslose, ansonsten weit verbreitete euryöke Organismen immer seltener in der Bucht zu finden sind. Diese Arten, darunter die warzige Herzmuschel, sind normalerweise sehr tolerant gegenüber Veränderungen ihres Lebensraumes. Durch unsere Experimente und Untersuchungen möchten wir Erklärungsmodelle und Gründe für den Schwund dieser Muschelart, und damit stellvertretend für viele weitere, grundsätzlich in diesem Habitat beheimatete Organismen liefern

II. Artenanalyse

Eine aktuelle Arbeitshypothese konzentriert sich auf den Einfluss, den die touristische Nutzung der Bucht darstellt. Der an „Kosirina“ angrenzende Küstenstreifen wird bereits seit langem als Campingplatz genutzt und viele Segelschiffe legen dort für einen Tagesbesuch in der Bucht an. Die Nutzung der Gewässer unterliegt keiner Kontrolle und so findet auch das Ablegen und Hieven der Schiffsanker völlig unkontrolliert statt. Durch Anker und schwere Ankerketten finden eine zunehmende Zerstörung des Meeresgrundes und eine daraus resultierende Verödung statt. Räuberische, sandliebende Arten wie Seesterne und Seeigel profitieren von diesen Umständen und können sich unverhältnismäßig stark ausbreiten. Dies bewirkt wahrscheinlich einen bedeutenden Druck auf Beutepopulationen wie die oben genannte Herzmuschel, welcher wiederum zum Schwund dieser Organismen führen könnte.

Mit unseren Experimenten und Untersuchungen möchten wir diese Hypothese überprüfen. Sollten sich unsere Annahmen verifizieren lassen, wollen wir unter enger Abstimmung mit dem örtlichen Hafenkapitänsamt und der Campingplatzleitung ein Konzept zum Schutz und zur Renaturierung des Meeresgrundes und der Regeneration der Artenvielfalt erarbeiten und umsetzen. Dieses Konzept sieht die Errichtung von Ankerverbotszonen und küstennahen Ruhebereichen vor. Mittels Informationstafeln und abendlichen Präsentationen während der Zeit unseres Aufenthalts versuchen wir, die Campingplatzgäste über die vorliegende Thematik zu informieren und für die daraus folgende Problematik zu sensibilisieren. So weisen wir unter anderem auf die Notwendigkeit hin, dass das typische Sammeln von Muscheln und Tieren bei Schnorcheltauchgängen möglichst unterlassen werden sollte. Im Ergebnis müsste eine Erholung der örtlichen Populationen und die Wiederansiedelung typischer Meerespflanzen und -tiere möglich sein.

III. Experimente

Wesentlicher Aspekt unserer wissenschaftlichen Bemühungen liegt in der Erforschung der Lebensgewohnheiten einfacher und komplexer Invertebraten wie Muscheln und Tintenfischen. Besonderer Fokus liegt dabei auf Vertretern der bereits erwähnten warzigen Herzmuschel (Acanthocardia tuberculata).

In der Region rund um die Halbinsel Murter ist keine wirtschaftliche Ausbeutung dieser Muschelart zu beobachten. Außerdem dürfte der Beutegreiferdruck durch z. B. große Seesternpopulationen unter normalen Bedingungen keine existenzielle Bedrohung darstellen. Auch die Wasserqualität befindet sich seit mehreren Jahren unverändert auf sehr gutem Niveau. Eine lokale Verschlechterung der Umweltbedingungen durch Verschmutzung des Meerwassers kann ausgeschlossen werden, da das örtliche Hafenkapitänsamt, unterstützt durch einen slowenischen Lehrstuhl, regelmäßig Kontrollen der Wasserqualität durchführt und eine gleichbleibend hohe Qualität des Meerwassers in dieser Region bestätigt wurde.

Wie unsere quantitativen Auswertungen der oberen Schichten des Meeresgrundes in den Jahren 2013 und 2014 ergeben haben, war die Herzmuschel in den Gewässern vor Murter einst weit verbreitet. Jedoch ist die Zahl der heute im Küstenbereich zu findenden lebenden Individuen äußerst gering.

Unser Forschungsziel seit dem Jahr 2017 ist die genaue Analyse des Meeresgrundes, kartierende und quantitative Erfassungen, Beobachtung und Dokumentation der regionalen Diversität und deren detaillierte, mit Filmmaterial gestützte Erforschung der Lebensgewohnheiten. Basierend auf diesen Ergebnissen und den Erkenntnissen der letzten Jahre werden wir uns so ein präzises Bild über die weitere Entwicklung der örtlichen Populationen verschaffen können. Damit versuchen wir Kausalitäten für den aktuell zu beobachtenden Rückzug der Arten zu finden.

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